Eva Lichtspiele

Blissestrasse 18
10713 Berlin
U Blissestrasse oder Bus 101, 104, 249
Tel.: 030 / 922 55 305
Wir zeigen heute,
Freitag, den 17.10.2025:


15:30 Eva:
Arrow Die Schule der magischen Tiere 4

18:00 Eva:
Arrow Wie das Leben manchmal spielt (DF)

20:30 Eva:
Arrow Jane Austen und das Chaos in meinem Leben (DF)

Eintrittspreise

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ein überzeugendes, sehr amüsantes Kinodebüt

Jane Austen und das Chaos in meinem Leben (OmU)

... zum Bundesstart ab 16. Oktober in den Eva-Lichtspielen aber nur am Mittwoch 16. Oktober in OmU !

Mittwoch 22.10.


Laura Pianis überzeugendes und sehr amüsantes Kinodebüt erinnert inhaltlich – und nicht ganz unbeabsichtigt – an eine aktualisierte Version von Jane Austens „Stolz und Vorurteil“, was übrigens auch für „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“ gilt. Doch Laura Piani hat einen zwar ebenfalls originellen und witzigen Film inszeniert, aber auch etwas ganz Besonderes: Ihre Komödie ist nicht nur erfüllt von kreativem Humor, sondern auch gleichzeitig altmodisch und modern, geistvoll und rustikal. Das Ergebnis ist eine liebevolle Hommage an Jane Austen und alle ihre ambitionierten Nachfolgerinnen – und eine durchaus anspruchsvolle Komödie.

Die Französin Agathe lebt zwar in Paris, ist aber alles andere als weltgewandt. Stattdessen ist sie in den Dingen des Lebens dermaßen unerfahren und unsicher, dass sie mit Mitte 30 immer noch nicht richtig weiß, was sie will und wohin ihr Weg sie führt. Sie hat eine vage Neigung zum Schreiben, besucht auch einen kreativen Schreibkurs, aber ohne viel Ehrgeiz. Immerhin hat sie einen Job in der berühmten englischen Buchhandlung in Paris, was sie vermutlich nicht nur der Tatsache verdankt, dass sie alles von Jane Austen gelesen hat, sondern auch ihren perfekten englischen Sprachkenntnissen. Als Einzelgängerin mit Tendenz zum tölpeligen Verhalten und wenig Geschick im Umgang mit anderen Menschen, tanzt sie, wenn überhaupt, zwischen den Bücherregalen – für sie der Gipfel der Lebensfreude. Ihr bester und einziger Freund ist ihr Kollege Félix. Nix zum Verlieben, aber ein guter Kumpel. Sie vertraut ihm sogar ihre ersten ernsthafteren Schreibversuche an: den Anfang eines Romans, zu dem sie anlässlich eines Tagtraums inspiriert wurde – eine fantastische Liebesgeschichte. Dabei ahnt sie nicht, dass Félix sich als ihr Literaturagent ausgibt und das Manuskript ohne Agathes Wissen bei einem Schreibwettbewerb einreicht. Tatsächlich gehört Agathe zu den Gewinnern: die Belohnung sind zwei Wochen Schreiburlaub in der Jane Austen Residency in England. Statt sich zu freuen, findet Agathe gleich eine Unmenge von Ausreden, warum sie nicht nach England fahren kann. Félix und Agathes Schwester Mona müssen ihre gesamten Kräfte aufwenden, um Agathe zur Reise zu überreden. Kaum hat sie den Fuß auf englischen Boden gesetzt, begegnet ihr schon der attraktive, aber schnöselige Oliver, ein Ur-Großneffe von Jane Austen, der nicht viel von seiner Vorfahrin hält, obwohl er immerhin Literaturprofessor ist. Beides diskreditiert ihn in Agathes Augen. Agathe reagiert alles andere als souverän und blamiert sich mit einem Faux pax, der nicht nur Olivers Schuhe, sondern auch Agathes ersten Eindruck ruiniert. Diese erste Begegnung ist nur der Beginn einer Reihe von wechselseitigen Peinlichkeiten und Missverständnissen, die nach den ungeschriebenen Gesetzen der romantischen Komödie nur einen einzigen Schluss zulassen: Diese Beiden werden sich finden. Doch so einfach macht es Laura Piani weder sich selbst noch Agathe noch dem Publikum. Und das ist höchst erfreulich.

Hier geht es nämlich gar nicht vorrangig um eine Frau auf der Suche nach einem Mann bzw. nach der großen Liebe. Das wäre nicht nur unzeitgemäß und primitiv, sondern es würde der ganze Bezug zu Jane Austen und zu ihrem Werk fehlen. „Jane Austen und das Chaos in meinem Leben“ ist dankenswerterweise alles andere als eine locker leichte, seichte RomCom, sondern vielmehr eine raffiniert konstruierte, witzige und dabei ziemlich anspruchsvolle Selbstfindungsgeschichte. Die Raffinesse liegt unter anderem darin, dass der Film auch dann super funktioniert, wenn man sich einfach so im Kino amüsieren möchte. Und das ist dann ein Kennzeichen für eine gelungene Komödien: Wer möchte, findet den Tiefgang, und ansonsten wird beste Unterhaltung geliefert. So funktionieren auch die Bücher von Jane Austen und – nebenbei bemerkt – praktisch alle guten Filme und Romane.

Diese Story erzählt von einer künftigen Schriftstellerin, die im Schreiben versucht, sich selbst zu sortieren und auf der Suche ist: nach sich selbst und ihren Zielen, ihrem Schreibstil und vielleicht auch nach Liebe. So lange sie um sich selbst kreist, hat sie im Grunde keinen Nerv für die Welt um sich herum und auch nicht für die beiden attraktiven Männer in ihrem Leben. Sie merkt nicht, dass Félix in sie verliebt ist, vielleicht ist es ihr auch egal. Aber wenn sie sich schließlich für Oliver interessiert, bedeutet das auch, dass sie einen Weg zu sich selbst findet und sich stabilisiert.

Laura Pianis Regiedebüt, für das sie auch das Drehbuch schrieb, schwelgt in sanften, herbstlichen Farben und ist stimmungsvoll mit viel Klaviermusik unterlegt. Da gibt es nichts Knalliges, außer hin und wieder Agathes Fehltritte. Doch es gibt viele feine Gags, für die unter anderem zwei Alpakas und ein leicht dementer, freundlicher alter Herr verantwortlich sind.

Die französisch-britische Komödie verbindet in ihrer Vielschichtigkeit das Beste aus beiden Nationen: französischer Charme und englischer Humor – bzw. umgekehrt. Und das funktioniert ganz wunderbar, wobei die Figur der Agathe daran einen großen Anteil hat. Camille Rutherford („Club Zero“) spielt sie mit einer liebenswerten Tollpatschigkeit, die auf den ersten Blick nicht zu ihrer eher herben viktorianischen Schönheit zu passen scheint: Diese Frau ist zu Beginn eine komplizierte Persönlichkeit ohne Selbstvertrauen. Sie schleppt einiges mit sich herum, was sehr langsam und ganz en passant enthüllt wird. Ob sie sich überhaupt und wenn ja, für welchen der beiden hübschen Jungs sie sich entscheidet, wird eigentlich zur Nebensache. Félix (zum Knuddeln: Pablo Pauly) bietet ihr Vertrautheit und Verständnis, mit Oliver (Charlie Anson als lässig arroganter Ober-Snob) kann sie sich prächtig streiten, wobei Charlie Anson sehr an Hugh-Grant erinnert, aber unbestreitbar auch einen gewissen eigenen Charme entwickelt. Beim großen Jane-Austen-Ball, der die drei Hauptpersonen in passenden Kostümen zusammenbringt, hat Agathe dann endlich die Gelegenheit zum direkten Männervergleich und zum Tanz mit beiden. Nach den ungeschriebenen Gesetzen der RomCom müsste die Entscheidung dann eigentlich eindeutig sein. Aber wer weiß…

Gaby Sikorski, (programmkino.de)







  • https://www.neuevisionen.de/de/filme/jane-austen-und-das-chaos-in-meinem-leben-166