Eva Lichtspiele
10713 Berlin
U Blissestrasse oder Bus 101, 104, 249
Tel.: 030 / 922 55 305
Freitag, den 11.10.2024:
13:15 Eva:
Alles für die Katz
15:15 Eva:
Jenseits der blauen Grenze
17:45 Eva:
Die Fotografin
20:30 Eva:
Thelma - Rache war nie süsser
Eintrittspreise
- Erwachsene 10,-- €
- ermäßigt 8,-- €
- Kinder (bis 14 J.) und Kinotag (DI) 7,-- €
Cosima Filmtheater
Bundesplatz Kino
Der Berlinale Publikumsliebling nun im Eva
ein mutmachender Film aus dem Iran
Ein kleines Stück vom Kuchen
... wieder im Eva !
am Sonntag (13.10.) um 11:00 Uhr in der Matinee!
Sonntag 13.10.
Es war der haushohe Publikumsliebling der Berlinale, Szenenapplaus inklusive. Im Kritikerspiegel von "Screen International" lag diese Komödie aus dem Iran gleichfalls ganz oben. Kein Wunder, so viel emotionale Wucht ist selten. Da ist jene anrührende Lovestory einer verwitweten Lady auf Flirtsuche. Sowie die überaus raffinierte Kritik am menschenverachtenden Mullah-Regime. Zudem Situationskomik vom Feinsten, dargeboten von einer grandiosen Hauptdarstellerin. Dass sie bei den Preisen übergangen wurde, sollte bei einer spektakulär verkorksten Berlinale kaum verwundern. Den Bären der Herzen kann Lily Farhadpour allemal für sich verbuchen. Der dürfte sich beim Arthaus-Publikum durchaus wiederholen. Eine der bewegendsten Komödien des Jahres!
Iran / Frankreich / Schweden / Deutschland
Regie: Maryam Moghaddam, Behtash Sanaeeha
Darsteller: Lily Farhadpour, Esmail Mehrabi
Filmlänge: 97 Minuten
Verleih: Alamode Film - Fabien Arséguel e.K. / Die FilmAgentinnen GmbH i.G.
FILMKRITIK:
Die ersten Lacher gibt es bereits nach zwei Minuten. Viele weitere sollten folgen. Selbst Szenenapplaus, das seltensten Phänomen auf Filmfestivals, spendiert ein begeistertes Berlinale-Publikum. Einmal mehr beweist das iranische Kino, mit welch emotionalen Wucht es seine anrührenden Geschichten erzählt – und dabei auch vor Kritik am iranischen Mullah-Regime der Intoleranz nicht zurückschreckt.
Erzählt wird die ungewöhnliche Lovestory einer 70jährigen Witwe, die ganz plötzlich wieder die Lust auf das Leben und die Liebe entdeckt. Tochter und Enkel leben längst im Ausland, nur selten gibt es Telefongespräche. Die Kaffeekränzchen mit Freundinnen werden häufig von bedrückenden Krankheitsgeschichten dominiert, eine der Damen will gar das Video ihrer Darmspiegelung vorführen. Davon hat die Heldin nun genug. Resolut nimmt Oma Mahin (umwerfend grandios: Lily Farhadpour) die Dinge in die Hand. Kaum entdeckt sie im Rentner-Café einen Taxifahrer als idealen Kandidaten, geht sie in die Flirt-Offensive. Tatsächlich erwidert der Fremde ihre Avancen. Das Senioren-Paar im Single-Status verbringt einen Abend voller Zärtlichkeit und Leidenschaft, bis das Schicksal einen jähen Strich durch die Idylle macht.
Mit großem Einfallsreichtum schlägt die Handlung vergnügliche Haken und bietet Überraschungen der unterhaltsamen Art. Mit viel Empathie samt reichlich plausibler Psychologie sind die Figuren ausgestattet. Mit diesem frisch verliebten Seniorenpärchen lacht und leidet man unbedingt gerne mit, wie sich an der Stimmung im Kinosaal bestens ablesen lässt. Für Situationskomik ist gleichfalls gesorgt. Von heimlichen gekauften blauen Pillen über eine allzu neugierige Nachbarin bis zum gemeinsamen Duschen der etwas anderen Art reicht die gelungene Pointen-Parade.
Ganz nebenbei übt diese humanistische Komödie rigorose Kritik an den täglichen Schikanen der Staatsmacht. Frauen, deren Kopftuch nicht sitzt, werden von der Sittenpolizei ruppig abgeführt. Mutig stellt sich die Heldin dazwischen, kann eines der verunsicherten Mädchen sogar aus den Fängen der Häscher retten. "Würden Sie mit ihrer Mutter auch so grob umgehen wie mit mir?" konfrontiert die 70-jährige Mahin den Polizisten, der plötzlich sehr kleinlaut von dannen zieht. Ähnlich mutig erweist sich das iranische Regie-Duo Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha, die mit ihrem Film einiges an Sanktionen riskieren. Als Vorgeschmack wurde vom Mullah-Regime bereits die Ausreise zur Berlinale verboten. Den Triumph des Humanismus bei einem internationalen Publikum werden Betonköpfe eines mittelalterlichen Regimes freilich auf Dauer nicht aufhalten. Ein "Kuchen", der eine glücklose Berlinale vor der Bedeutungslosigkeit bewahrte.
Dieter Oßwald (programmkino.de)
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